Aktualität und
Austausch

Ein Jahr im Amt der Oberbürgermeisterin in Norderstedt: Katrin Schmieder

Die fim Regionalgruppe Hamburg traf ihr Mitglied Katrin Schmieder in Norderstedt. Gemeinsam ging es um Erwartungen & Erfahrungen, um Netzwerken & Verantwortung, um Herausforderungen & Pläne und natürlich um Werte, Leidenschaft und Mut.

Ohne Parteivorschlag wirft Katrin mit 55, nach 26 erfolgreichen Jahren bei der DAK, ihren Hut in den Ring und wird mit 56,3% gegen Bewerber*innen von CDU und SPD gewählt. Ein tolles Ergebnis. Eine steile Lernkurve. Sowohl im Wahlkampf als auch im Amt. Schon der Wahlkampf zeigt, dass dieser Schritt aus der Komfort-Zone ein turbulenter Wellenritt wird. Doch das 1. Jahr in der Rolle der Oberbürgermeisterin katapultiert sie auf ein vollkommen neues Spielfeld: Der Kraft-, Zeit- und Energie-Einsatz im 1. Jahr war groß.

„Ich habe noch nie so viel gearbeitet und es hat sich noch nie so wenig nach Arbeit angefühlt“.

Die Oberbürgermeisterin leitet die Verwaltung der Stadt in eigener Zuständigkeit nach den Zielen und Grundsätzen der Stadtvertretung – der Politik. Sie ist für die sachliche Erledigung der Aufgaben verantwortlich, steht der Verwaltung mit 1.500 Beschäftigten vor. Es gibt 3 Dezernate für die unterschiedlichsten Ressorts. Die Stadtvertretung und Stadtvertreter*innen, die Politik, wurden im Mai 2023 gewählt. 6 Fraktionen mit unterschiedlichen Zielsetzungen besetzen die 57 Sitze.

Und auch in Norderstedt wird häufig von „WIR“ und „DIE“ gesprochen. Die ehrenamtlich aktiven Vertreter werden durch die Gremienarbeit zeitlich überdurchschnittlich eingebunden. Die Komplexität eines Haushalts ist nur schwer zu erfassen. Katrin macht uns dies an den Diskussionen über die notwendigen Einsparungen im Doppelhaushalt 2025/26 deutlich.

Das Fazit: Nur wer seine Stadt und die Menschen liebt, kann diese 70 Stundenwoche schaffen. Nur wer sein Hobby zum Beruf machen darf, kann so gestalten und viel Energie aufbringen. Nur wer lernt zu delegieren, auf sich selbst achtet, ein Urvertrauen in sich selbst besitzt, Beruf und Privates trennen kann, Familie und Partner als Bank weiß und als Kraftquelle nutzt – kann diese Aufgabe meistern.

Katrin ist eine Frau mit klaren Visionen und pragmatischem Handeln. Sie ist klar in ihren Entscheidungen, beruflich und privat. Sie ist bestens vernetzt, auch mit der Politik, mit anderen Bürgermeister*innen, der Landespolitik und den Medien. Gerne nutzt sie Social-Media am Ende eines fordernden Tages als ein „Job-Tagebuch“. In Bild und Text hält sie für sich, und andere fest, WAS sie bewegt und was an diesem Tag in und für Norderstedt wichtiges geschehen ist. Norderstedt – ein „Dorf, wo alle sich kennen“. Das ist positiv, aber auch negativ. Katrin ist fest entschlossen, “Zukunftsschmiederin“ für gute Strategien und zukunftsweisende Beschlüsse für ihr Norderstedt zu sein.

Um 22.00 Uhr mussten wir diesen persönlichen, interessanten, verbindenden Talk mit 18 Teilnehmerinnen auflösen. Er hätte noch lange dauern können. Wir machten uns auf den langen Heimweg nach Hamburg und Katrin wurde auf dem Weg zum Ausgang von einigen Gästen noch aufgehalten – ein 24 Stundentag.

Text: Marion M. Lietke, Hamburg, 2025
Foto: © Birte Zabel, Norderstedt, 2023

2025-03-20T11:16:42+01:00März 20th, 2025|

Männer und Frauen sind gleichberechtigt.

Anlässlich des Internationalen Frauentags hat fim Berlin-Brandenburg in Berlin eine klare Botschaft gesendet. Am Bahnhof Zoologischer Garten prangt nun Artikel 3 auf Gleis 5 als großes Plakat auf dem Bahnsteig – unübersehbar in Schwarz und Weiß auf Pink. Ein Auszug aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und ein wichtiger Grundsatz unserer Verfassung, der auch 75 Jahre nach seinem Inkrafttreten seine Gültigkeit nicht verloren hat. Er ist noch immer nicht gelebte Realität.

Begleitet wurde die Plakatierung von einer Aktion vor Ort: fim Berlin-Brandenburg haben auf Gleis 5 in pinken T-Shirts mit Plakaten, Bannern und Informationsmaterial Passant:innen auf die Aktualität des Gesetzestextes aufmerksam gemacht. Mit der Aktion wollen wir dazu beitragen, die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben und Frauen dabei unterstützen, die gleichen Chancen und Möglichkeiten zu bekommen wie Männer, insbesondere im Bereich des Managements und der Führung.

In einer Zeit, in der Fortschritte in der Gleichstellung nicht nur stagnieren, sondern von manchen sogar wieder in Frage gestellt werden, ist diese Aktion ein bewusster Schritt, um die Bedeutung von Artikel 3 ins Blickfeld zu rücken. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist nicht verhandelbar – sie ist gesetzlich verankert und muss gesellschaftlich konsequent umgesetzt werden.

Fotos: Annegret Schwindt, Daniela Potzel

2025-03-09T15:27:35+01:00März 9th, 2025|

Macht Sinn – Frauen sprechen über Macht

Sechzig Frauen sprechen über Macht – und was passiert? Sie haben sehr viel Spaß – moderiert von Antje Diller-Wolff am 11. Januar 2025 in Berlin.

Einen ersten Überblick – insbesondere aus politischer Sicht – gab Dr. Helga Lukoschat. Sie führt aus wie in patriarchal strukturierten bürgerlichen Gesellschaften Frauen systematisch von öffentlicher Machtausübung ferngehalten werden. Die Bedeutung des Begriffs »Macht« erhielt, historisch betrachtet, mit Hannah Arendt eine Wandlung, die zwischen Macht und Gewalt unterschied und zur Selbstermächtigung aufrief. Heute sprechen wir in Unternehmen oft von »Empowerment«, womit Macht eine positive Bedeutung erlangt hat. Gesellschaftlich betrachtet ist die Vorstellung von Macht bis in die jüngste Vergangenheit mit männlichem Verhalten konnotiert. Frauen, die Macht besitzen oder anstreben, werden lächerlich gemacht und verunglimpft. Und dies, obwohl im Grundgesetz die Gleichberechtigung von Mann und Frau seit 75 Jahren festgeschrieben ist. Es ist an der Zeit, dass Frauen und Männer machtvolle Bündnisse schaffen, um sich gemeinsam für Parität einzusetzen.

Es erfolgte ein intensiver und lebendiger Gedankenaustausch in Workshops zu drei Fragestellungen.

Was hindert Frauen daran, Macht zu ergreifen? Welche Voraussetzungen müssten gesellschaftlich oder sozial gegeben sein, um Macht gleichmäßig zwischen den Geschlechtern zu verteilen und warum?

Hier kamen die Teilnehmerinnen zu dem Schluss, dass Prägungen im Rahmen der Kindheit oder Rollenvorstellungen Macht von Generation zu Generation aufs Neue als männlich konnotiert manifestieren. Es existieren wenig Vorbilder für machtvolle Frauen und auch die deutsche Sprache ist sehr maskulin geprägt. Die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen sollten hinterfragt und im Sinne der Gleichberechtigung ergänzt und erweitert werden.

Welche Inhalte würden in einer »Schule der Macht« gelehrt werden?
Was spräche für eine solche Schule, was dagegen?

Eine derartige Einrichtung wurde einerseits begrüßt – viele Aspekte von Macht, die schwer nachvollziehbar sind, könnten auf diese Weise transparent gemacht weden. Andererseits wurde die Sinnhaftigkeit auch in Frage gestellt. Es könnte die Gefahr bestehen, dass nur privilegierte Schüler:innen Zugang zu einer solchen Schule erhielten. Als Unterrichtsfach im »normalen« Lehrplan könnte das Thema dagegen allen zugänglich sein.

Was versteht jede Teilnehmerin ganz persönlich unter Macht?
Welche Erfahrungen hat jede einzelne gemacht?

Macht kommt nicht »nur« in Politik oder Unternehmen vor. Macht ist ein alltägliches Phänomen, mit dem alle ein Leben lang in Familie, Schule und Freundeskreis zu tun haben und sie kann sehr unterschiedlich erlebt werden.

Im Rahmen der darauf folgenden Podiumsdiskussion mit Heli Ihlefeld (Journalistin und Autorin), Eva-Maria Menard (Evangelische Kirche, Superintendentin Kirchenkreis Prignitz), Tuesday Porter (Leiterin Konzernrepräsentanz und Aufsichtsrätin TÜV Nord AG Berlin), Monika Schulz-Strelow (Gründungspräsidentin von FidAR) und Dr. Helga Lukoschat (Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft, EAF Berlin) wurde das Thema Macht – moderiert von Antje Diller-Wolff – vertieft und mit persönlichen Ansichten, Erfahrungen und Erlebnissen bereichert.

Im Gespräch wurde der Bogen gespannt vom Machtgefüge innerhalb der Institution Kirche über Kindheitserinnerungen, finanziellen Abhängigkeiten in Familien bis hin zum beruflichen Alltag in großen Unternehmen und dem damit verbundenen Rat, sich strategisch mit Gleichgesinnten zu verbinden und die dadurch gewonnene Kraft bewusst einzusetzen. Dabei war den Podiumsgästen wichtig zu betonen, dass Netzwerken nichts mit persönlicher Zu- oder Abneingung zu tun haben sollte. Vielmehr gehört es zum Handwerkszeug, um mit Herausforderungen oder Stolpersteinen erfolgreich umgehen zu können. Es kann durchaus zweckmäßig sein, zu einzelnen Fragestellungen Bündnisse zu schließen und gemeinsam aufzutreten – auch wenn zu anderen Inhalten Meinungsverschiedenheiten bestehen. Zum Beispiel hatten sich 1949 eine Handvoll Frauen parteiübergreifend erfolgreich zusammengeschlossen und es damit ermöglicht, dass die Gleichberechtigung von Frauen von Beginn an in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen wurde.

Abschließend teilte Heli Ihlefeld mit uns ihre Vision eines fiktiven Rückblicks aus dem Jahr 6025 auf das Jahr 2025. Darin skizziert sie, wie patriarchale, auf Macht ausgerichtete Verhaltensmuster weltweit auf eine Katastrophe zusteuern. Aus ihrer Sicht könnten es Frauen sein, die zukünftig mit Klugheit und Ausdauer eine neue Gesellschaft aufbauen, der sie neue Regeln geben. Im Rahmen dieser Vision stellt sich unweigerlich die Frage, ob wir die Katastrophe wirklich abwarten wollen oder die Macht nicht besser umgehend mehrheitlich in die Hände von klugen und umsichtigen Frauen legen sollten?

Mit dem Groove einer Body Percussion zu »I’m unstoppable« von Sia verabschiedeten sich die Frauen am Ende von einem machtvollen Tag.

Dank an die Firma Oracle für die großzügige Unterstützung und an alle Beteiligten! Es war großartig – fühlt Euch alle empowered, Ihr dürft und könnt es!

 

Bis zum nächsten Mal
Eure fim Regionalgruppe Berlin/Brandenburg

Fotos: © Sabine Wendler, Hamburg

2025-01-13T17:30:18+01:00Januar 13th, 2025|
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