Nach dem Vortrag von Frau Professor Magdalena Scheck-Wenderoth, Leiterin des Departments für Geosysteme am GfZ Potsdam (Deutsches GeoForschungsZentrum), war allen Teilnehmenden klar: Geothermie ist ein Joker!
Umweltverträgliches Wachstum muss neben ökonomischen auch die ökologischen Aspekte berücksichtigen. In die Erzeugung von Wärme fließen mehr als 50 Prozent der gesamten in Deutschland verbrauchten Energie ein. Geothermie kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Anteil fossiler Brennstoffe im Wärmemarkt und damit auch auf dem Energiemarkt insgesamt zu reduzieren.
Die Energiekrise führt dazu, dass das Thema jetzt die Aufmerksamkeit erhält, die ihm schon lange zusteht. Es ist bedauerlich, dass die letzten Jahrzehnte von der Politik in dieser Hinsicht „verschlafen“ wurden. Forschungsgelder sind in andere Bereiche geflossen. Während oberflächennahe Technologien zur Nutzung der Erdwärme (insbesondere Wärmepumpen) flächendeckend marktverfügbar sind, befindet sich die geothermische Erkundung und Nutzung der tiefen Erdwärme in einem frühen Entwicklungsstadium. Im Moment beträgt der Anteil der Geothermie am gesamten Energiemarkt in Deutschland 1,3%. Ziel ist es in 2045 42% zu erreichen.
Erdwärme aus tieferen Erdschichten in größerem Stil nutzbar zu machen, erfordert nicht unerhebliche Investitionen. Bevor mit Bohrungen begonnen werden kann, muss der Untergrund sorgfältig analysiert werden. Welche Erdschichten gibt es, wie sind sie beschaffen (Ausmaß, Zusammensetzung, Wärmeleitfähigkeit, Durchlässigkeit etc.) und in welcher Tiefe ist mit den Temperaturen und Durchlässigkeiten zu rechnen, die für eine Geothermie Anlage benötigt werden? Mit welchen physikalischen Prozessen ist im Untergrund zu rechnen und wie sind sie zu bewerten? Wie kann die geothermische Energie sicher genutzt werden? Nicht jeder Ort ist gleich gut für eine geothermische Erschließung geeignet. Neben der Gewinnung der (Wärme-) Energie sind Konzepte erforderlich, wie diese Energie in Nutzung überführt werden kann. Zu all diesen Fragen hat die Forschung im letzten Jahr Fahrt aufgenommen und wird hoffentlich weiter politisch unterstützt.
In Waren an der Müritz befindet sich das erste deutsche Erdwärme-Kraftwerk im Megawatt-Leistungsbereich. Die Inbetriebnahme fand 1984 durch die damalige DDR-Regierung statt, und stellte einen Versuch dar, unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden.
Eine Teilnehmende fasste es am Ende des Vortrags wie folgt zusammen: „Wir sitzen auf der Wärme und nutzen sie nicht. Dafür zahlen wir aber viel Geld an andere, um Wärme zu erhalten!“
Liebe Frau Professor Dr. Scheck-Wenderoth, wir danken Ihnen für den inspirierenden und sehr wichtigen Vortrag für jede von uns. Wir hoffen, dass die Forschung in riesigen Schritten voranschreitet, so dass wir 2045 die 42% erreichen werden.
Vortrag: Magdalena Scheck-Wenderoth »Geothermie – Ein Joker bei der Bewältigung des Klimawandels?«; Moderation: Annegret Schwindt; Vereinigung für Frauen im Management e.V. (fim); Virtuelle Veranstaltung, 2. Mai 2023.
Foto: © Gesine Born