Macht Sinn – Frauen sprechen über Macht
Sechzig Frauen sprechen über Macht – und was passiert? Sie haben sehr viel Spaß – moderiert von Antje Diller-Wolff am 11. Januar 2025 in Berlin.
Einen ersten Überblick – insbesondere aus politischer Sicht – gab Dr. Helga Lukoschat. Sie führt aus wie in patriarchal strukturierten bürgerlichen Gesellschaften Frauen systematisch von öffentlicher Machtausübung ferngehalten werden. Die Bedeutung des Begriffs »Macht« erhielt, historisch betrachtet, mit Hannah Arendt eine Wandlung, die zwischen Macht und Gewalt unterschied und zur Selbstermächtigung aufrief. Heute sprechen wir in Unternehmen oft von »Empowerment«, womit Macht eine positive Bedeutung erlangt hat. Gesellschaftlich betrachtet ist die Vorstellung von Macht bis in die jüngste Vergangenheit mit männlichem Verhalten konnotiert. Frauen, die Macht besitzen oder anstreben, werden lächerlich gemacht und verunglimpft. Und dies, obwohl im Grundgesetz die Gleichberechtigung von Mann und Frau seit 75 Jahren festgeschrieben ist. Es ist an der Zeit, dass Frauen und Männer machtvolle Bündnisse schaffen, um sich gemeinsam für Parität einzusetzen.
Es erfolgte ein intensiver und lebendiger Gedankenaustausch in Workshops zu drei Fragestellungen.
Was hindert Frauen daran, Macht zu ergreifen? Welche Voraussetzungen müssten gesellschaftlich oder sozial gegeben sein, um Macht gleichmäßig zwischen den Geschlechtern zu verteilen und warum?
Hier kamen die Teilnehmerinnen zu dem Schluss, dass Prägungen im Rahmen der Kindheit oder Rollenvorstellungen Macht von Generation zu Generation aufs Neue als männlich konnotiert manifestieren. Es existieren wenig Vorbilder für machtvolle Frauen und auch die deutsche Sprache ist sehr maskulin geprägt. Die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen sollten hinterfragt und im Sinne der Gleichberechtigung ergänzt und erweitert werden.
Welche Inhalte würden in einer »Schule der Macht« gelehrt werden?
Was spräche für eine solche Schule, was dagegen?
Eine derartige Einrichtung wurde einerseits begrüßt – viele Aspekte von Macht, die schwer nachvollziehbar sind, könnten auf diese Weise transparent gemacht weden. Andererseits wurde die Sinnhaftigkeit auch in Frage gestellt. Es könnte die Gefahr bestehen, dass nur privilegierte Schüler:innen Zugang zu einer solchen Schule erhielten. Als Unterrichtsfach im »normalen« Lehrplan könnte das Thema dagegen allen zugänglich sein.
Was versteht jede Teilnehmerin ganz persönlich unter Macht?
Welche Erfahrungen hat jede einzelne gemacht?
Macht kommt nicht »nur« in Politik oder Unternehmen vor. Macht ist ein alltägliches Phänomen, mit dem alle ein Leben lang in Familie, Schule und Freundeskreis zu tun haben und sie kann sehr unterschiedlich erlebt werden.
Im Rahmen der darauf folgenden Podiumsdiskussion mit Heli Ihlefeld (Journalistin und Autorin), Eva-Maria Menard (Evangelische Kirche, Superintendentin Kirchenkreis Prignitz), Tuesday Porter (Leiterin Konzernrepräsentanz und Aufsichtsrätin TÜV Nord AG Berlin), Monika Schulz-Strelow (Gründungspräsidentin von FidAR) und Dr. Helga Lukoschat (Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft, EAF Berlin) wurde das Thema Macht – moderiert von Antje Diller-Wolff – vertieft und mit persönlichen Ansichten, Erfahrungen und Erlebnissen bereichert.
Im Gespräch wurde der Bogen gespannt vom Machtgefüge innerhalb der Institution Kirche über Kindheitserinnerungen, finanziellen Abhängigkeiten in Familien bis hin zum beruflichen Alltag in großen Unternehmen und dem damit verbundenen Rat, sich strategisch mit Gleichgesinnten zu verbinden und die dadurch gewonnene Kraft bewusst einzusetzen. Dabei war den Podiumsgästen wichtig zu betonen, dass Netzwerken nichts mit persönlicher Zu- oder Abneingung zu tun haben sollte. Vielmehr gehört es zum Handwerkszeug, um mit Herausforderungen oder Stolpersteinen erfolgreich umgehen zu können. Es kann durchaus zweckmäßig sein, zu einzelnen Fragestellungen Bündnisse zu schließen und gemeinsam aufzutreten – auch wenn zu anderen Inhalten Meinungsverschiedenheiten bestehen. Zum Beispiel hatten sich 1949 eine Handvoll Frauen parteiübergreifend erfolgreich zusammengeschlossen und es damit ermöglicht, dass die Gleichberechtigung von Frauen von Beginn an in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen wurde.
Abschließend teilte Heli Ihlefeld mit uns ihre Vision eines fiktiven Rückblicks aus dem Jahr 6025 auf das Jahr 2025. Darin skizziert sie, wie patriarchale, auf Macht ausgerichtete Verhaltensmuster weltweit auf eine Katastrophe zusteuern. Aus ihrer Sicht könnten es Frauen sein, die zukünftig mit Klugheit und Ausdauer eine neue Gesellschaft aufbauen, der sie neue Regeln geben. Im Rahmen dieser Vision stellt sich unweigerlich die Frage, ob wir die Katastrophe wirklich abwarten wollen oder die Macht nicht besser umgehend mehrheitlich in die Hände von klugen und umsichtigen Frauen legen sollten?
Mit dem Groove einer Body Percussion zu »I’m unstoppable« von Sia verabschiedeten sich die Frauen am Ende von einem machtvollen Tag.
Dank an die Firma Oracle für die großzügige Unterstützung und an alle Beteiligten! Es war großartig – fühlt Euch alle empowered, Ihr dürft und könnt es!
Bis zum nächsten Mal
Eure fim Regionalgruppe Berlin/Brandenburg
Fotos: © Sabine Wendler, Hamburg