Ein wunderschöner Sommerabend und rund 30 Frauen im Management (fim-Mitglieder und Interessentinnen) aus ganz Deutschland treffen sich in einem virtuellen Raum. Sie begrüßen sich per Videokonferenz, tauschen ein paar Neuigkeiten aus und schenken sich vielleicht ein Glas Wein ein.
Dann beginnt der bilderreiche Vortrag: Irene Bergdolt-Andreae spricht über Wien um 1900: Die Stadt ist ein Schmelztiegel und ächzt unter dem Zuzug von Menschen aus allen Nationen der K&K-Monarchie, während diese Monarchie längst in den letzten Zügen liegt. Kunst und Wissenschaften berauschen sich an der morbiden Endzeitstimmung, und Siegmund Freud findet hier den Schlüssel zu seiner Psychoanalyse. Es geht um die Secession und Künstler wie Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka. Aber auch um das zeitgemäße und funktionale Design der Wiener Werkstätte. Auch die Mode wird reformiert: Die Wespentaille weicht dem modernen Reformkleid. Gleichzeitig kämpfen Frauenrechtlerinnen für Gleichberechtigung, Wahlrecht und soziale Sicherung. Oder für den Weltfrieden! Frauen organisieren auch die Wiener Salons, bei denen Wissen und Tratsch in gleichem Maße herumgereicht werden. Und wer weiß, was noch alles geschehen wäre, hätte der erste Weltkrieg dieses glänzende Gewebe aus Traum und Wirklichkeit nicht jäh beendet.
Nach 50 Minuten ist der Vortrag vorbei, virtuelle klatschende Hände schweben über den Bildschirm, ein paar Fragen werden erörtert, alles in allem dauert die Veranstaltung knapp 90 Minuten – eine willkommene Pause, ein kreatives Kraftpaket – und ein Format, dass es ohne Covid-19 nicht so schnell gegeben hätte.
Die virtuelle Kunstführung der fim Regionalgruppe München, als Ersatz für die zum gleichen Termin geplante nicht durchführbare Führung »Thierry Mugler: Couturissime«, war ein Versuch, der ein voller Erfolg wurde. An diesem Beispiel zeigt sich, wie in einem kreativen, lösungsorientierten Miteinander fim Frauen im Management etwas Neues schaffen, das zu einer echten win-win-Situation führt: Die Kunstführung wurde nicht abgesagt, Irene Bergdolt-Andreae führte wie jedes Jahr voller Esprit durch ein interessantes Thema und zwei Teilnehmerinnen möchten dieses Veranstaltungsformat für ihre firmeninternen Frauennetzwerke übernehmen. Ein doppelter Gewinn – für Kultur und fim.
Bildmontage unter Verwendung des Bildes »Portrait der Adele Bloch-Bauer« von Gustav Klimt aus dem Jahr 1907 (Von Gustav Klimt, 1. The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202. 2. Neue Galerie New York, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=153485)